Das Paradoxe unserer Zeit – Wir geben dem Leben Jahre, aber den Jahren kein Leben

Jul 25, 2020 | Karin Treichler

Wir denken immer, wir haben ewig Zeit. Wir denken „Wenn ich XY erreicht habe, dann bin ich glücklich, dann kann ich mein Leben geniessen.“ Und wir vergessen dabei, dass wenn wir das Ziel erreicht haben, bereits das nächste Ziel auf uns wartet. Hierzu ein Text aus dem Buch „Mein Seelenauftrag* von Ronald und Mary Hulnick, der das Thema schön beschreibt.

Wir haben höhere Gebäude, aber eine niedrigere Toleranz, breitere Strassen, aber einen engeren Horizont. Wir geben mehr aus, aber haben weniger. Wir kaufen mehr, aber freuen uns weniger. Wir haben grössere Häuser, aber kleinere Familien, mehr Annehmlichkeiten, aber weniger Zeit. Wir haben mehr Bildung, aber weniger Verstand, mehr Wissen, aber weniger Urteilsvermögen, mehr Experten, aber auch mehr Probleme, mehr Medikamente, aber weniger Wohlbefinden.

Wir vervielfachen unseren Besitz, aber verlieren unsere Werte. Wir reden zu viel, lieben zu wenig und hassen zu oft. 

Wir wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, aber nicht, wie man lebt. Wir geben dem Leben mehr Jahre, aber den Jahren kein Leben. 

Wir fliegen zum Mond und zurück, aber wir schaffen es nicht über die Strasse, um einen neuen Nachbarn zu begrüssen. Wir erobern den Weltraum, aber nicht unser Inneres. Wir tun grössere, aber nicht bessere Dinge.

Wir haben das Atom, aber nicht unsere Vorurteile besiegt. Wir schreiben mehr, aber lernen weniger. Wir planen mehr, aber erreichen weniger. Wir haben gelernt, uns zu beeilen, aber können nicht warten. Wir bauen mehr Computer, um mehr Informationen zu speichern, mehr Kopien anfertigen zu können als je zuvor, aber wir geben uns immer weniger miteinander ab. Dies ist die Zeit doppelter Einkommen, aber höherer Scheidungsraten, toller Häuser, aber zerrütteter Familien. Es ist eine Zeit der vollen Schaufenster und der leeren Lager.