Wann ist es sinnvoll, sich zu beklagen? Was passiert, wenn wir uns beklagen? Was können wir tun, wenn die klagende Stimme im Kopf laut wird?Kennst du auch diese Menschen, die in allem immer zuerst das Schlechte sehen? Du kommst fröhlich ins Büro und sprudelst vor Freude, weil die Woche gut war und das Wochenende vor der Tür stehst. Du verkündest voller Huldigung „Juhui, es ist Freitag!“ Dein Gegenüber schaut dich an und sagt „Wenn es nur nicht regnen würde.“ An einem anderen Tag ist die Antwort „Wenn es nur nicht so heiss wäre.“
Wenn wir wollen, wir finden immer etwas, um uns zu beklagen. Wenn wir wollen. Das ist jedoch eine unbewusste Entscheidung. Denn der negative Mensch merkt selber gar nicht, dass er negativ ist. Für ihn oder sie, ist das die Realität. Wir sehen die Welt immer mit unseren eigenen Augen. Mit unserer eigenen Be- oder Verurteilung. Wenn ich denke, dass alles eine negative Seite hat, fokussiere ich mich unbewusst darauf, etwas Negatives zu finden. Das höchste Ziel vom Ego ist es, recht zu haben. Wenn wir also denken, dass die Welt grau ist, sucht unser Ego unbewusst die Beweise, dass das die Wahrheit ist.
Wenn wir uns beklagen, erzählen wir uns Geschichten darüber, wie schlimm etwas ist. Und wir glauben es uns tatsächlich. Wir meinen, dass das, was wir denken, effektiv die Realität ist. Und es kommt nicht darauf an, ob wir das im stillen in unseren Gedanken tun oder laut unsere Klagen kundtun. Das sich beklagen über Sachverhalte oder über andere Menschen wird zur Gewohnheit. Das geschieht natürlich unbewusst. Wir versehen die Personen oder Dinge mit negativen Etiketten. Und das, ohne zu hinterfragen. Das ist ein mit der Zeit ein scheinbar unaufhaltsamer Automatismus.
Von der Klage zum Ärger
Je mehr wir das tun, desto grösser ist die Chance, dass wir einen Ärger entwickeln. Der Ärger, über das was andere tun oder nicht tun, scheint berechtigt. So können Personen zu unseren Feinden werden. Das kann gravierende Folgen haben für die Beziehung zu dieser Person oder zur Personengruppe. Und das Ego wird immer stärker. Das Beklagen hilft zwar nicht, aber es verärgert mich. Die Emotion, sprich der Ärger, ist gegenwärtig und real. Achtung – sich zu beklagen ist nicht dasselbe wie jemanden auf einen Fehler aufmerksam zu machen, der berichtigt werden kann. Es ist absolut okay, einen Kollegen auf einen Fehler aufmerksam zu machen, um den Erfolg des Projekts sicher zu stellen. Es ist auch okay, wenn wir dem Personal im Restaurant sagen, dass wir keinen Cappuccino, sondern einen Milchkaffee bestellt haben. Wir sollen das sogar tun, aber ohne negative Emotion gegen die Person. Denn was wir wollen ist ja der Milchkaffee und nicht den Ärger. Wenn wir uns also beklagen, hat jemand anderes die Gelegenheit, etwas zu korrigieren. Von dem Klagen, das vom Ego aus kommt, sprechen wir, wenn es nur ums Klagen geht, nicht um Veränderung.
Manchmal kann klagen auch hilfreich sein, um Luft rauszulassen. Wenn es aber nichts nützt und wir uns im Kreis drehen, ist es ein schädliches Hobby. Wenn wir merken, dass wir im „Klagemodus“ oder „Jammermodus“ sind, können wir uns folgende Fragen stellen:
– Was stört mich eigentlich wirklich daran?
– Was nützt es mir, wenn ich mich beklage?
– Was möchte ich, dass sich verändert?
– Wie kann ich die Situation verändern?