Ontologisches Coaching und Sprache – Mit der Sprache erschaffen wir unsere Realität

Jul 12, 2020 | Karin Treichler

Mit der Sprache sei es als Gedanke oder gesprochenes Wort, beschreiben wir die Welt, drücken unsere Meinung aus und kommunizieren mit anderen Menschen. In der Sprache finden unsere Denkprozesse statt, egal ob unbewusst oder bewusst. In unserem Gehirn ordnen wir Begriffe, Ereignisse, Erfahrungen, Visionen, Meinungen und Urteile durch die Sprache ein.„Menschen sind sprachliche Wesen, Wesen, die in der Sprache leben“. sagt Rafafael Echeverría (ontologischer Coach und Philosoph). Er sagt, dass es die Sprache ist, die den Menschen zu dem besonderen Typ von Wesen mach. Die Sprache ist ein entscheidendes Unterscheidungsmerkmal zu anderen Lebewesen. Wir Menschen können uns durch gemeinsame Kommunikationscodes verständigen. Die Sprache hat eine erschaffende Wirkung für unsere Weltansichten. Wir können nicht nur über Dinge sprechen und die Welt beschreiben, wir können auch Visionen, Ideen und Handlungen durch Sprache erschaffen.

Sprache erlaubt uns also nicht nur, die Wirklichkeit zu beschreiben, Sprache schafft Wirklichkeiten. Die Realität geht nicht immer der Sprache voraus, die Sprache geht manchmal auch der Realität voraus.

Die sechs Dimensionen der Sprache
Er beschreibt die sechs Dimensionen der Sprache: 

1. Identität erschaffen
Wir können darüber sprechen oder uns Gedanken machen, wer wir sind, woher wir kommen, wie wir sind, was wir wollen oder darüber, was wir nicht wollen. Somit geben wir unserem Dasein und unseren Emotionen durch die Sprache eine Identität. Ein Teil davon ist die expressive Sprache, mit der wir etwas mitteilen, der andere Teil davon ist, was wir denken.

2. Beziehungen erschaffen
Durch die Kommunikation mit anderen Menschen erschaffen wir Beziehungen verschiedener Qualitätsstufen. Es gibt keinen besseren Indikator für die Beziehung zwischen zwei Personan, als die Qualität der Kommunikation. Wir wir mit jemandem tiefgründige, ehrliche und intime Kommunikation pflegen, baut darauf die Beziehung auf. 

3. Verpflichtungen und Versprechen generieren
Da wir die Sprache zur Kommunikation haben, können wir gemeinsam etwas erschaffen, dass wir vielleicht alleine nicht gekonnt hätten. Wir können koordinieren, kooperieren, zusammenarbeiten, verhandeln, Abmachungen treffen und Versprechungen und Verpflichtungen eingehen. Das alles durch gesprochene oder geschriebene Sprache, sowie auch Zeichensprache oder Körpersprache. Manchmal braucht es kein Wort, sondern es reicht ein Nicken oder ein Daumen hoch. Wir wissen alle durch die sprachliche Definition, dass dies eine Form der Zustimmung ist. 

4. Möglichkeiten erschaffen
Wir erschaffen Möglichkeiten durch interne Konversationen mit uns selbst oder durch externe Konversationen mit anderen Menschen. Wir erschaffen Möglichkeiten und eröffnen neue Wege. Wenn wir ein Problem haben, was tun wir? Wir denken darüber nach oder sprechen mit jemandem, um Möglichkeiten für Lösungen zu finden.

5. Zukunft erschaffen
Durch Gedanken oder Gespräche erschaffen wir Visionen und Zukunftsideen. wir können uns vorstellen, was wir zukünftig machen wollen. Welches Resultat wir sehen möchten. Wir können unsere Zukunft visualisieren durch die Möglichkeit uns alles gedanklich, schriftlich oder durch ein Gespräch auszumahlen.
Gespräche können Türöffner sein. Zum Beispiel wenn ich meinem Chef mitteile, dass ich eine Beförderung möchte. Hätte ich das nicht ausgedrückt, wäre mir die Tür eventuell immer verschlossen geblieben. 

6. Umgebung erschaffen
Wir erschaffen uns unsere Häuser, unser Garten, unser Abendessen, unseren Haarschnitt – alles was wir um uns haben durch die Sprache. Stell dir vor, wir könnten weder schriftlich, sprachlich noch mit Zeichen unserem Coiffeur sagen, wie wir die Haare gerne hätten. Unser Haarschmuck wäre vermutlich nicht so, wie wir uns das vorstellen. 

Das sind sechs verschiedene Dimensionen, in denen die Sprache eine zentrale Rolle einnimmt. Die Sprache ist also generativ. Und die Sprache ist nicht unschuldig. Wir können mit der Sprache viel erschaffen und auch viel kaputt machen. Der Ursprung unsres gesprochen Wortes, sind unsere Gedanken. Mit den Gedanken erschaffen wir die innere Welt und unsere Beziehungen zum aussen.